Warum ist die Architekturfotografie meine Leidenschaft?
Architektur als angewandte Kunst hat mich schon immer interessiert. Sonst hätte ich nicht Architektur studiert. Schon während des Studiums habe ich begonnen, Architektur zu fotografieren. Das Freihandzeichnen war mir nicht in die Wiege gelegt. Ich habe immer Freunde bewundert, die diese Fähigkeit hatten. Den richtigen Blick fürs Motiv habe ich mir jedoch rasch erarbeitet.
Als Architekt ist man »Generalist«. Man muss in vielen Gewerken zuhause sein und diese in einem Gebäude zusammenführen. Der Architekturfotograf hat anschließend die Aufgabe, die Sinnlichkeit der Architektur in ein zweidimensionales Bild zu übertragen. Es begeistert mich bei jedem Projekt, wenn »bewegende« Bilder entstehen, die den Charakter des Gebäudes widerspiegeln.
Was ist ein gutes Architekturfoto?
In der Fotografie gibt es kein absolutes Richtig oder Falsch. Es ist immer eine Frage der persönlichen Sichtweise. Das gilt natürlich auch für die Architekturfotografie. Gehen wir einmal davon aus, dass der Fotograf sein Handwerk beherrscht. Dann bleibt seine persönliche Sichtweise auf das Motiv immer noch subjektiv. Daher kann Fotografie auch nie ein absolutes Spiegelbild der Realität sein. Allein der Fotograf entscheidet, was arrangiere ich innerhalb des Bildes, was bleibt außen vor. Schon dadurch ist jedes Abbild ein Spiegel der eigenen Sichtweise.
Für mich muss ein Bild ein Anfang und ein Ende haben. Wir betrachten ein Bild in der westlichen Welt von links nach rechts. So wie wir schreiben, lesen wir auch ein Bild. Im Idealfall kann man von einem Bild nichts abschneiden. Es verliert dadurch seinen Halt. Darüber hinaus kann ich durch die Wahl der Perspektive, der Brennweite und auch der Blende natürlich »manipulieren«, das heißt, den Blick lenken. Das ist legitim. Nicht zu vergessen der Bildaufbau. Hier entscheidet sich in erster Linie, ob das Bild »steht« oder ob es »schwimmt«.
Hat sich die Präsentation von Architektur im Laufe der Zeit verändert?
Mit der Etablierung der Digitalfotografie haben Fotografen ein Füllhorn an Möglichkeiten bekommen, nachträglich zu optimieren. Ich empfinde das als großen Gewinn. Wenn man Bilder aus früheren Jahrzehnten mit heutigen Fotos vergleicht, so gibt es viele Unterschiede. Früher war eine Retusche sehr aufwendig. Das ist heute relativ einfach umzusetzen. Auch das Equipment, das man benötigt, ist sehr viel handlicher geworden bei gleicher oder höherer Qualität.
Es kommt aber ein entscheidender Faktor hinzu. Mit der leichten Verfügbarkeit von Bewegtbildern sind wir inzwischen in der Lage, Präsentationen zu erschaffen, die früher undenkbar gewesen wären. Architektur eignet sich hervorragend für die Kombination von klassischer Fotografie mit Film. Wo immer ich »Raum« darstellen möchte, ist der Film dem Standbild überlegen. Dazu kommen Luftaufnahmen mit Drohnen, die ganz neue Perspektiven eröffnen. Oder Zeitraffer, Kamerafahrten, bewegte Kamera und viele andere Gestaltungsmittel, die bei der Darstellung von Gebäuden sehr hilfreich sein können.
In diesem Sinne kommen audio-visuelle Präsentationen der Arbeit von Architekten sehr nahe. Denn auch in Präsentationen haben wir es mit sehr unterschiedlichen »Gewerken« zu tun. Das klassische Bild wird ergänzt vom bewegten Bild, also dem Film. Der Ton, sei es die Atmo vor Ort oder das gesprochene Wort fügen eine weitere Dimension hinzu. Ganz zu schweigen von der Musik, die den Charakter des Gebäudes unterstreichen sollte. Zum Schluss entscheidet sich im Filmschnitt, ob wir ein Gesamtkunstwerk kreiert haben oder lediglich eine Kakophonie.
Welchen Stellenwert hat ein gut gestaltetes Architekturbild für den Architekten?
Als Architekturfotograf kann man unterschiedliche Rollen einnehmen. Einerseits ist man Dienstleister des Architekten. Der Architekt erwartet, dass die Bilder seiner Projekte diese im wörtlichen Sinn »im besten Licht« zeigen. Eine professionelle Aufbereitung von Projekten für Internet und Presse ist heutzutage essentiell. Architekturfotografie ist für Architekten eines der wichtigsten Marketinginstrumente. Eine gelungene Serien guter Bilder – und wie ich finde kombiniert mit überzeugenden Bewegtbildern – repräsentiert ein Gebäude. Wir transportieren mit jedem Bild eine Botschaft und schaffen mit dem Abbild etwas, das bleibt.
Andererseits mag ich auch die sehr reduzierte Darstellung von Architektur bis hin zur »Verfremdung«. Eine gelungene Detailaufnahme, ausgearbeitet in Schwarzweiß, kann ein überzeugendes Abbild des gesamten Gebäudes sein. Fast wie ein Logo. Das ist dann aber schon die hohe Kunst, dies zu erreichen.
Was mich begeistert
Die Fotografie besteht – ähnlich wie Architektur – aus vielen Spezialgebieten. Daher ist es nötig, sich als Fotograf zu spezialisieren. Niemand kann auf allen fotografischen Gebieten gleich gut sein. Da meine Leidenschaft sowohl der Architektur und Gestaltung als auch der Fotografie gilt, fiel mir die Entscheidung leicht, Architektur zu fotografieren.
- Ich bin Architekt und verstehe, was Architekten umtreibt
- Als Fotograf und Filmer habe ich eine Jahrzehntelange Erfahrung
- Die Lust am Schreiben ergänzt hin und wieder meine Bilder
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