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ArchitekTOUREN

Architektonische Entdeckungsreisen rund um die Welt

Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen

Im Sinne dieses Zitats von Mathias Claudius (1740 – 1815) wollen wir in dieser Rubrik Reisegeschichten erzählen. Im Gegensatz zu damals sind mir jedoch Bilder und visuelle Eindrücke wichtiger als beschreibende Texte. Bilder können Geschichten erzählen. Und sie können inspirieren. Vielleicht regen sie dazu an, diesen oder jenen Ort selbst einmal zu besuchen. Vielleicht erfreut man sich auch nur an schönen Motiven.

Unsere ArchitekTOUREN sind also kein Reiseführer im klassischen Sinn. Hier stehen Gebäude im Mittelpunkt. Das können sowohl historische Gebäude sein wie auch moderne Architektur. Im Sinne eines Stadtrundgangs interessiert bei manchen Bildern einfach nur die Atmosphäre und die Stimmung am jeweiligen Ort .

Als Architekturfotograf macht mir das Reisen natürlich ganz besondere Freude. Meine Ziele wähle ich unter anderem danach aus, ob ich dort interessante Gebäude entdecken und möglicherweise auch besichtigen kann.

Barcelona ist hierfür ein gutes Beispiel. Neben zahlreichen Gebäuden von Antinio Gaudí laden auch andere Bauwerke des Modernisme zu einer Besichtigung ein. Den Barcelona Pavillon von Mies van der Rohe muss man natürlich auch gesehen haben.

In Südafrika, das ich bereits durch einen früheren, längeren Studienaufenthalt kannte, hat es mir die Kap-Holländische Architektur der Weingüter angetan. Rund um Cape Town, Stellenbosch und Paarl kann man Wochen damit verbringen, von einem Weingut zum nächsten zu reisen.


 

Barcelona

Eine Architektour durch Kataloniens Hauptstadt

Barcelona ist ein beliebtes Ziel für Städtereisen. Wer hier hinfährt, hat sicher mehr im Sinn als Meer. Die ganze Stadt ist quasi ein Museum. Angefangen vom mittelalterlichen Stadtkern Bari Gotic über den Jugendstil eines Antonio Gaudì, bis hin zu moderner Architektur findet jeder etwas, das gefällt. Und Barcelona ist überschaubar.

Eine Städtetour durch Barcelona ist ohne den einen oder anderen Besuch bei Antonio Gaudí nicht denkbar. Der Modernisme genannte Jugendstil hatte seine Blüte zwischen 1885 und 1920. Es handelt sich hierbei um »eine kulturell-gesellschaftliche Erneuerungsbewegung im katalanischsprachigen Raum, die in Kunst, Architektur, Literatur und Musik ihren Ausdruck fand.« (Wikipedia) Sein bedeutendster Vertreter war Antonio Gaudí. Casa Battló (Umbau 1904 – 1906) und Casa Milà (1906 – 1910) sind seine wichtigsten Wohngebäude in Barcelona. Beide Häuser kann man besichtigen. Auf den ersten Blick wird nicht deutlich, dass Gaudi hier Pionierarbeit geleistet hat was Belichtung und Belüftung betrifft. Erreicht wurde dies durch Innenhöfe. Online-Reservierungen sind sehr empfehlenswert, will man nicht die ohnehin knappe Zeit in oft stundenlangen Warteschlangen vergeuden.

Casa Battló, Barcelona

Park Güell
Einen Besuch ist natürlich auch der Park Güell (1900 – 1914) wert. Gaudí plante hier eine Gartenstadt mit über 60 Villen. Die Finanzierung ließ sich jedoch nicht plangemäß verwirklichen. Es entstanden lediglich drei Wohngebäude. Der angrenzende Park ist heute eine sehenswerte Toursitenattraktion. Insbesondere die zahllosen Mosaike, mit denen Bänke und Skulturen gestaltet wurden, ziehen jährlich Tausende von Schaulustigen an.

Der Bau der Kirche Sagrada Familia wurde 1882 begonnen. Man hofft, die Fertigstellung bis 2026, dem 100. Todestag von Antonio Gaudí hinzubekommen. Im November 2010 weihnte Papst Benedikt die Kathedrale ein. Seit dieser Zeit finden dort Gottesdienste statt und sie kann besichtigt werden.

Auch hier gilt: Rechtzeitig online buchen, zum Beispiel HIER.


Dass nahezu zeitgleich – um konkret zu sein 1929 – Mies von der Rohe den Barcelona-Pavillon errichtet hat, kann man auf den ersten Blick kaum glauben. So konträr sind die Baustile. Zur Weltausstellung 1929 sollte der Pavillon die Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie symbolisieren. Er zählt inzwischen zu den Architekturikonen des 20. Jahrhunderts und insbesondere auch als Beispiel des industriellen Bauens im Stile des Bauhauses. Eine Besichtung des Gebäudes ist möglich und jedem zu empfehlen, der sich für Architektur interessiert.
Barcelona Pavillon

Barcelona, Bari Gotic
Das Barri Gòtic, das »gotische Viertel« geht auf römischen Ursprung zurück. Enge und verwinkelte Sträßchen charakterisieren dieses charmante Stadtviertel Barcelonas. Hierzu sollte man wissen, dass die Menschen hier erst ab 19 Uhr langsam munter werden und ans Abendessen denken. Für unsere Verhältnisse füllen sich die einschlägigen Etablissemants erst relativ spät.

Wer schnuckelige Ecken sucht, Taps-Bars, typische Restaurants oder einfach nur das unvergleilchliche Flair von Barcelona, wird sich hier wohlfühlen.


Südafrika

Von Cape Town bis Knysna

Südafrika benötigt Zeit. Viel Zeit. Das Land während einer Reise kennenlernen zu wollen, stresst nicht nur den Reisenden. Es wird dem Land auch nicht gerecht. Beschränken wir uns also zunächst auf den Süden. Die Region um Cape Town, Stellenbosch und Paarl und die Garden Route hinauf nach Knysna.

Eine meiner ersten Begegnungen mit der Kap-Holländischen Architektur. Das Taubenhaus bei Meerlust. 1986, als dieses Bild entstand, saßen tatsächlich noch Tauben auf dem Dach. Auf das Jahr 1800 wird das Häuschen datiert. Der Ursprung dieses Architekturstils geht bis in die ersten Jahre der Besiedlung des Kaps der Guten Hoffnung zurück. Während der holländischen Kolonialzeit (1652 – 1806) entstanden erst sehr einfache, später prächtige Farmhäuser. Kennzeichen sind die weiß geschlämmten Wände, ein reetgedecktes Dach und in der Regel eine Veranda (stoep genannt) vor dem Haus. Aus den ursprünglich langrechteckigen Grundrissen entwickelten sich erst T– und später H-förmige Gebäude. Viele Weinfarmen wurden inzwischen sorgfältig restauriert und können zum Teil besichtigt werden.

Taubenhaus Meerlust, Stellenbosch, South Africa

Weingut Vergelegen
Besonderes Kennzeichen der Kap-Holländischen Architektur sind die prächtigen Giebel, die sowohl auf der Eingangsseite als auch auf der Rückseite errichtet wurden. Waren es anfangs noch schlichte Fledermausgiebel, entwickelten sich daraus Zwerchgiebel und schließlich barocke Kunstwerke. Die Fenster im Dach dienten der Belichtung des dort befindelichen Lagerraums. Darüber hinaus diente der Giebel dazu, den Eingang vor herablaufendem Wasser zu schützen und – last but not least – bot der Giebel im Fall eines Brandes einen Fluchtweg, ohne dass brennendes Reet von oben herunter fallen konnte.

Es waren jedoch nicht nur Farmen auf dem Land, die in diesem Baustil errichtet wurden. Auch in den Städten und Dörfern finden wir an den Stadthäusern viele dieser Elemente wieder. Exemplarisch sei das rechts abgebildete Koopmans de Wet House in Kapstadt genannt. Seine neoklassizistische Fassade datiert auf ca. 1793 und gilt als die am besten proportionierte Hausfassade in Kapstadt. Tatsächlich kann man bis aufs Detail die Konstruktion nach den Regeln des Goldenen Schnitts nachweisen. Sehr schön sind hier sowohl im Erdgeschoss als auch im Obergeschoss die vertikalen Schiebefenster zu erkennen, die typisch für die Häuser im ausgehenden 18. Jahrhundert sind.

In dem Gebäude befindet sich heute ein sehenswertes Museum mit kap-holländischem Mobiliar.

Koopmans-de Wet House

Meerlust
Das Weingut Meerlust in Stellenbosch zählt zu den exklusivsten Weingütern am Kap. Seit 1756 ist es im Besitz der Familie Myburgh, inzwischen in der achten Generation. Die erste Landnahme und Errichtung eines Farmhauses geht auf den Deutschen Henning Hüsing (1693) zurück. Der heutige Besitzer, Hannes Myburgh studierte Weinbau in Stellenbosch und Geisenheim.

Kaum ein Weingut symbolisiert das einzigartige Ambiente und die typisch  Kapländische Atmosphäre wie Meerlust. Neben dem Herrenhaus sind auch die ehemaligen Sklavenunterkünfte noch erhalten und vorbildlich saniert. Das Haus selbst ist in Privatbesitz und kann innen nicht besichtigt werden. Weitere Infos: http://www.meerlust.co.za/


Leipzig

Eine architektonische Entdeckungsreise in sieben Stadtrundgängen

Kaum eine Stadt im Osten Deutschlands hat sich nach der Wende derart neu erfunden wie Leipzig. Ende der 1980er Jahre stand die Uhr buchstäblich auf fünf vor zwölf. Vieles an historischer Bausubstanz war noch erhalten, jedoch in einem erbärmlichen Zustand. Es dauerte nicht lange, da machte Leipzig mit dem Slogen “Leipzig kommt!” von sich reden. Das waren keine leeren Worthülsen. Enorme Summen wurden in den Umbau und die Revitalisierung der Stadt gesteckt. Daneben entstand neue Architektur, die Zeichen setzte. Leipzig ist wahrlich eine Reise Wert.

Messepaläste und Passagen

Leipzig ist unter anderem berühmt für seine prächtigen Messepaläste und Passagen. Ob Mädlerpassage, Specks Hof oder das Städtische Kaufhaus. Alle sind sie inzwischen vollständig restauriert und glänzen wie in ihren besten Zeiten.

Barthels Hof ist der letzte erhaltene typische Durchgangshof in Leipzig aus der Zeit der Warenmesse. Diese Durchgangshöfe entstanden mit der Intention, dass Pferdekutschen auf der einen Seite in den Hof ein- und zur anderen Seite – ohne Wenden zu müssen – wieder ausfahren konnten.

Einst gab es mehr als 40 dieser Durchgangshöfe. Im Dachgeschoss befanden sich Lagerräume, darunter Wohnungen und Büros. Im Erdgeschoss waren Verkaufsräume und Ställe untergebracht. Die Hofseite des Eingangsgebäudes von Barthels Hof ziert heute ein prächtiger Erker, der später bei Renovierungsarbeiten vom so genannten „Haus der Schlange“ dorthin versetzt wurde.

Das Städtische Kaufhaus gilt als Pilotprojekt der neuen Mustermesse in Leipzig. 1895 startete die Stadt Leipzig den Versuch dieser neuen Messeform.

Speck's Hof

Deutsche Bücherei Leipzig

Bauten für Kunst, Kultur und Wissenschaft

Die Deutsche Bücherei in Leipzig gehört mit der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main und dem Deutschen Musikarchiv in Berlin zur Deutschen Bibliothek. Ihre Aufgabe ist die lückenlose Sammlung aller deutschen und deutschsprachigen Publikationen ab 1913. Das 120 m lange Hauptgebäude begrenzt den Deutschen Platz nach Osten. Sehenswert ist neben den Wandmosaiken im Eingangsbereich der Große Lesesaal.

Ebenso einzigartig ist die Alte Universitätsbibliothek im Leipziger Musikviertel. Die Bibliotheka Albertina entstand im Jahre 1891. Architekt ist Arwed Roßbach.

Die Universität in Leipzig lag schon immer mitten in der Stadt. 2007 begann man mit dem Abriss der noch aus DDR-Zeiten stammenden Gebäude am Augustusplatz. Innerhalb der folgenden etwa zehn Jahre wurde nicht nur das Hauptgebäude mit Audimax, Bibliothek und Mensa neu gestaltet Auch das so genannte Paulinum entstand als Remineszenz an die 1968 gesprengte Paulinerkirche.


Bauten für Verwaltung, Industrie und Messe

Im Mai 2005 wurde in Leipzig das modernste BMW-Werk nach einem völlig neuartigen Konzept eröffnet. Das Zentralgebäude übernimmt quasi als Gelenk eine vermittelnde Rolle zwischen den drei Produktionshallen Karosseriebau, Lackiererei und Montage. Es dient als Kommunikationsdrehscheibe zwischen Produktion und Verwaltung. Das international renommierte Büro Zaha Hadid Architects aus London konnte sich als Sieger bei einem eingeladenen internationalen Wettbewerb gegen 23 Konkurrenten durchsetzen.

Zahlreiche Leipziger Neubauten haben bemerkenswerte Beachtung in der internationalen Fachpresse gefunden. Das markante Verwaltungsgebäude für KPMG der Frankfurter Architekten Schneider + Schumacher gehört dazu. Auf dem spitzwinkligen Eckgrundstück platzierten die Architekten einen gläsernen Baukörper, der in spannungsvollem Kontrast zu den umgebenden Gründerzeitbauten steht.

Die Entscheidung für ein neues Messegelände vor den Toren der Stadt hatte Anfang der 1990er Jahre mehr als nur symbolische Bedeutung für den Aufschwung der Messestadt Leipzig. Die Architekten von Gerkan Marg + Partner knüpfen mit der großen gläsernen Halle an die monumentalen Bögen des Leipziger Hauptbahnhofs an.

BMW Werk Leipzig

Tschaikowskistraße

Gründerzeitarchitektur und Jugendstil

In Leipzig hat sich ein umfangreicher Bestand an Gründerzeitarchitektur, also Gebäuden aus der Zeit um 1900 erhalten. Neben den Repräsentationsbauten sind dies insbesondere Wohnungsbauten, angefangen von exklusiven Villen bis hin zum Geschosswohnungsbau. Die Denkmalliste verzeichnet etwa 15.000 Kulturdenkmale mit Schwerpunkt in der Gründerzeit.

Die meisten Gebäude sind heute weitgehend saniert und zeichnen sich besonders aus durch großzügig geschnittene Grundrisse, üppig ausgestattete Treppenhäuser und nicht zuletzt durch viele handwerklich exquisit ausgeführte Details im Inneren und an den Fassaden.

Die meisten Gebäude entstehen dort in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Vorwiegend noble Bauten des Spätklassizismus, des Historismus und des Jugendstils stellen heute wieder eine bauliche Geschlossenheit dar, die ihres Gleichen sucht.


» Zur ArchitekTOUR durch Leipzig

 


Sie möchten noch mehr Leipzig? Unser Film als Architekturführer durch die Messestadt zeigt Ihnen, warum sich ein Besuch in Leipzig unbedingt lohnt.


» www.architektouren.com

Elsass

Zwischen Fachwerkhäusern und Flammkuchen

Zwischen Freiburg im Westen, Mühlhausen im Süden, den Vogensen im Osten  und Straßburg im Norden liegt in der oberrheinischen Tiefebene das Elsass. Abwechselnd mal unter französischer, dann wieder unter deutscher Verwaltung gehört das Elsass seit 1945 wieder zu Frankreich. Prägend sind die vielen Fachwerkhäuser, die ein unvergleichliches Flair vermitteln.

Colmar, im Herzes des Elsass gelegen, lädt mit seinen vielen verwinkelten Gässchen zum flanieren und fotografieren ein. Besonders das Klein Venedig genannte Viertel am Flüsschen Lauch kommt sehr pittoresk daher. Typisch für den Baustil sind Sockelgeschosse aus Stein mit darauf errichtetem Fachwerk. Das Fachwerk kragt in den Obergeschossen häufig zur Straßenseite hin aus, um mehr Raum zu schaffen. Die Häuser gehen bis ins 16. Jahrhundert zurück.

Besonders putzig ist Eguisheim. Das kleine Städtchen ist touristisch nicht ganz so überlaufen wie Colmar. Die sehr engen Gässchen mit den noch kleineren Häusern werden von ihren Bewohnern liebevoll mit Pflanzen, blühenden Blumen und allerlei Filefanz dekoriert.

Colmar